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Cornas von Guy de Barjac

Syrah pur

Cornas nördliche Côtes du Rhône


Die Côtes du Rhône haben immer noch einen ambivalenten, um nicht zu sagen einen schlechten Ruf. Zurecht und zugleich zu unrecht. Bei sehr vielen Weintrinkern gelten die Côtes-du-Rhône-Weine als Massenkonsumweine. Dafür hat die Region zunächst selbst die Verantwortung zu übernehmen. Obwohl ausgerechnet das System der AOC-Klassifikation (Appellation d'Origine Controllée) im Côtes-du-Rhône-Gebiet entwickelt und zum ersten Mal auch richtig angewendet wurde, hat es genau diese Weinregion fertiggebracht, über Jahrzehnte auch qualitativ wenig Rühmenswertes in Riesenmengen zu produzieren. Damit wurde dann halb Europa mit Massenweinen überschemmt. Dieser Ruf, der den Côtes-du-Rhône-Weinen voraus eilt, ist zugleich völlig unberechtigt. Denn in den Côtes du Rhône ragen aus diesem immensen Weinmeer einige Inseln heraus, auf denen Weine wachsen, die zur Weltklasse zählen.

Die Côtes du Rhône hat zwei Zonen, nämlich die nördliche und die südliche, die völlig verschiedene Anbauregeln zu befolgen haben. Insbesondere bei den Rotweinen ist der Unterschied markant. In den nördlichen Côtes-du-Rhône, die von der Côte-Rôtie vis-à-vis von Vienne sich bis nach St-Péray vias-à-vis von Valence erstrecken, darf ausschließlich die Rebsorte Syrah angebaut werden. In den südlichen Côtes-du-Rhône, die von Bourg-Saint-Andéol bis in die Gegend vor Nîmes reicht, variieren die Rebsätze von Appellation zu Appellation, doch meistens sind mindesten 6 definierte Rebsorten einzuhalten und in Châteauneuf-du-Pape dürfen es maximal 13 sein.

Cornas 1991 von Guy de Barjac

Anläßlich einer Weinreise im Jahre 1996, die ich für meinen Kochclub organisiert hatte, waren wir auch bei Monsieur Guy de Barjac. Monsieur ist hier vollkommen berechtigt. Guy de Barjac entstammte ältestem französischem Landadel, studierte und promovierte in Chemie und übernahm später von seinen Eltern das kleine Weingut in Cornas. Die Lese 1996 war seine letzte, denn er hatte sich entschlossen, als etwa 70-jähriger sein Gut an junge Leute weiterzugeben. Wir konnten verschiedene Jahrgänge degustieren und kaufen. Nachdem der hervorragende 1989 ausgetrunken ist, sind mir nun noch einige Flaschen des Jahrganges 1991 geblieben. Zur Feier des letzten Februartages im Jahre 2009 und zur Begleitung eines letzten Wildgerichtes in dieser Wintersaison öffnete ich eine dieser Köstlichkeiten.

Wahrhaftig ein Traum. Ein leuchtender, funkelnder Wein ohne die geringste Altersverfärbung. Ein umwerfender Duft schon beim Öffnen: Ein Bouquet von leichtem Pfeffer und von Brombeeren stiegen in die Nase. Erster Schluck zur Degustation. Weder in der Nase noch im Gaumen den leistesten Anflug von Alterston. Kräftig, muskulös, ausdrucksvoll in der Textur, mit dem beim Syrah typischen Goût nach etwas Jod und einem letzten Hauch von Pelz. Das ist Syrah vom Allerfeinsten: großartiger Wein, perfekter Schliff, wahre Trinkfreude.


Schade, daß ich diesen freundlichen, zurückhaltenden, noblen Herrn de Barjac nicht Jahre früher kennenlernte. Seine Weine hätten mir schon in viel jüngeren Jahren größtes Vergnügen bereitet. Und weitere Gespräche mit diesem gebildeten Mann hätten mir eine bemerkenswerte Winzerpersönlichkeit noch nähergebracht.

01.03.2009