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Festansprache 900 Jahre Oberwil

900 Joor Oberwil

(Festansprache von Gemeindepräsident Rudolf Mohler,
gesprochenes Wort anlässlich der Jubiläumsfeier vom 24. August 2003;
hinter der Mundartfassung findet sich ein Fassung in Hochdeutsch)


Herr Landrotspresidänt
Herr Regierigspresidänt
Liebi Gescht us noh und vor allem au us färn
Liebe Freunde aus unserer Partnergemeinde Aschau
Chèrs amis de Mettembert, soyez les bienvenus
Und zvorderscht und im Zentrum: liebi Oberwilerinne und Oberwiler


In mym Bytrag zur Bylag im Birsigtalbot han y d Froog an Aafang gschtellt:

? 900 Joor alt - worum denn grad 900 Joor fyyre?

?
Git’s dodruf en Antwort?
? Mehreri Antworte?
! Än abschliessendi ganz sicher nit!

Doch z’erscht isch’s mr ä-n-Aalige, z danke.

Langsam chömme mr gege s‘ Ändi vo-m-e grossartige, usserordentlige, drüütägige Fescht, wo mit e-m-e stimmigsvolle, würdig gschtaltete Vorobe am Dunnschtig, aalässlig vo dr Tote-n-Ehrig, uf eusem Friedhof sy Aafang gnoh het.

I dank allne, wo zu dämm grossartige Feschtaaloss bydrait hei:
Do git‘s die unzählige Hälferinne und Hälfer vo dä Verein und allne sunschtige Feschtbedryber.Do git's die ville Zivilschützer, wo für das Fescht gschafft hei. Ä ganz bsunders grosse Ysatz hei an däm Fescht – und für villi anderi Aaläss in däm Joor – Eusi Mitarbeiter vom Wärkhof erbrocht.Vill Hindergrundsarbet hei au verschiedeni Mitarbeiterinne und Mitarbeit vo dr räschtlige Verwaltig gleischtet – ganz bsunders dr Hugo Haller, wo d Dreischybe für s OK gsy isch.Und myni Gmeinrots-Kollegin Uta Brüschweiler, wo Sy hüt begrüesst het, het d Zämmearbet zwüsche dä Jubileumsgmeinde koordiniert und d Verbindig zwüsche Behörde und OK sichergschtellt.

Drmit chumm i zum OK:
Ä feschterfahreni, zielorientierti und praktisch dänkendi Equipe het exzellenti Arbet gleischtet. Suscht wer das Fescht nit ä so z Stand cho.Allne vora gebührt ä ganz bsunderi Beachtig em OK-Presidänt, em Ernst Sempach. Mit klare Vorstellige und mit Motivations-Chraft hett är das Fescht konzipiert.Aber grad im glyche Zug ghört sy Stellverträter, dr Angelo Sutter, erwähnt. Ufgrund vo-m-e gsundheitlige Problem, wo dr OK-Presidänt scho sälber aagschroche hett, hett är ihn imme würklig unüblige Mass müesse unterstützte und au uf-eme lange Wägstück voll verträtte. Ohni lang z frooge het är die Ufgob uf sich gno und mit Bravour glöst.! Danggschön Ernscht, danggschön Angelo!

Euch allne vom OK dr allerhärzligschti Dank für s Engagement, dr Ysatz und d Leischtig. Dr Erfolg het Euch sicher bestätigt.

Ohni Sponsore gieng hüt ä sone Aaloss nümme. Ihne allne äs bsunders Danggschön. D’Yhr heit s Gäld sicher an richtige Ort anedreit.

Eusi Bürgergmein het mit em Füürzauber - wo zwar im wohrschte Sinn vom Wort am Frytigzobe au no ä chli zauberet het – ä bsunders Gschänk vorgseh gha. Schad isch,
dass es nit so ganz gklappt het, aber es isch eigentlig nüt bassiert. Mr wärde do drüber in dä nägschte Dääg no ghöre. Dr Bürgergmein, wo sich in däm 900-Joor-Joor ganz bsunders engagiert, gilt au ä ganz ä bsunders Danggschön.

Eusi Leimendaaler Nochbergmeinde hei-n-is ä grossi Überraschig botte. Das Glückwunsch-Inserat im BiBo het ys ganz bsunders gfreut. I dank dodrfür, i dank aber auf für die gueti nochberligi Zämmearbet und au für die verschiedene Gschänk, wo mr hei dörfe entgegeneh. – Oder no überchömme; wie zum Byschpiel dr Boppmiger Baum, wo mr im Herbscht düen pflanze.

Und dä chunnt äs Gschpäänli über: I dank dr Handels-Chammere beider Basel, wo allne feuf jubilierende Gmeinde au e Baum schänke duet.

Unserer Partnergemeinde Aschau und ihrem Bürgermeister Josef Geisler danke ich ganz besonders für den Besuch, die guten Wünsche und das schöne Aquarell, das so treffend wiedergibt, wie es bei unseren Partnern aussieht. Wir werden einen guten Platz finden. Bringt bitte unseren Dank mit nach Hause.

Eusem Regierigspresidänt Erich Straumann dank ich für syni Wort zu Eusem Jubileum und vor allem für die wunderschöni Wappeschybe.

I weiss, wo die sött aanecho.
Liebe Erich, i cha Dy versichere: Au wenn mr statistisch bald Stadt sy, git's z' Oberwil ä unusgschprocheni Überykunft – und die heisst: mr wei Dorf blybe!
Darf i drum bitte, dä Dank au em ganze Regierigsrot z überbringe?

Wie Sy alli sicher wüsse, het das 900-Joor-Jubileum si Grund in-ere Urkunde vom Joor 1103, wo dr Bischof Burchard vo Basel im Chloschter Sankt-Alban (1) Schänkige gmacht het; ebe die Gmeinde, Dörfer, Wyler oder villicht au numme Einzelhöf, wo daas Joor fyyre. Uf Aaregig vo Oberwil, hei die feuf Landschäftler Dalbanese (2) Gelterchinde, Hölschte, Brattele, Dürne und mir Oberwiler beschlosse, das Jubileum zwor nyt gmeinsam aber in Verbindig mitenander und in Abschtimmig ufenander z begoh.

Us däm Gedanke isch die gmeinsami Feschtschrift entstande, wo nyt so sehr s Gschichtlichi betont, als villmehr die feuf Jubilierende in dr hütige Zyt belüchtet, verglycht und differenziert. I by persönlig an dere Idee vom Mitenand nyt ganz unbeteiligt, nyt ganz unschuldig. Und i ha mr immer gwünscht, dass als duurelaufends Band so öppis entschtoht. Was dr Dr. René Salathé, dr langjöhrigi, früehneri Räkter vom Gymnasium Oberwil, wo-n-i au under eus begrüesse dörf, mit sym Wärk, mit synere Feschtschrift vorgleit het, het allerdings myni küenschte Erwartige by wittem übertroffe. Liebe René, im Name vo allne Feschtgmeinde, aber ganz bsunders im Name vo Oberwil dank ich Dir – nach dr Vernissage vom Jänner no-n-emol – ganz, ganz härzlig.

Hinder alldäm schtoht aber no-n-e wyteri Persönligkeit: euse Lokalhischtoriker
Josef
(3) Baumann. Ohni syni Aaregig, sys Ufmerksam-mache, wer’s wohl chuum ä so usecho, wie's mit dene 900 Joor-Fyyre jetz ebe usecho isch.

Als Hauptredakter vo eusere Heimetkund, het är in dr zweute Helfti vo dä achtzger Joor eus uf die Jubileumssituation higwyse und eus ans Härz gleit, dass me mitenand das Jubileum sött begoh.

Obwohl (4) dennzuemol die öppis ungwüssi Datierig vo dr Schänkigsurkunde uf zäh Joor früehner glutet het, het sys wüsseschaftligi Gwüsse ihn dryybe, die neuschte Forschigsergäbnis kennezlere und is z roote, uf d Zyt vo Ändi 2000 bis 2003 z'goh. Dass hütte d Uffassig herrscht, das Dokument ghöri würklig ins Joor 1103, isch notürlig ä agnähme Umschtand für alli die, wo s Fescht-Joor 2003 bestimmt hei.

Dr Hischtoriker Josef Baumann, wo langi Joor z Muttenz Räktr vo dr Sekundarschuel gsy und trotzdäm im Härz immer Oberwiller blybe isch, isch eine vo dä gründligschte Kenner vo dr Gschicht vom Fürschtbischtum Basel, wo mir jo drzue ghört hei. Är het für eus Oberwiller und für eusi Nochbere im Elsass, für d Neuwiller, freiwillig und uneigenützige unglaublig vill gleischtet, wo vo-m-e innere Wärt isch, wo me chuum vollschtändig ermässe cha.

Und dorum cha-me au gar nie ä-n-agmässene Dank abschtatte. Trotzdäm versuech-is und möcht Dy, liebe Josef, bitte, rasch zu mir vüüre z cho. Als bescheides Zeiche vo-me Oberwiler Dank für all das, wo Du freiwillig für dy Heimetgmein gleischtet hesch, darf ich Dir dä Holzdruck, wo im Zämmehang vo dr 900-Joor-Fyyr entschtande isch, überreiche. Ganz, ganz härzlige Dank für alles.




Gschetzti Aawäsendi

Im Rahme vo-n-ere 900-Joor-Fyyr git‘s aber no-n-e andere Dank uszschpräche.

Und do drzue söll ä sone Jubileumsfyyr d Glägeheit sy, zum ä Moment innezha:

Mir hei alle Grund, dankbar z sy für d Tatsach, dass mir dörfe in-ere Gmeinschaft läbe, wo no funktioniere duet. I dänk, grad das grossartige Fescht het’s wieder emol bewiese. Mir hei alle Grund, dankbar z sy, dörfe in-ere Gmein z läbe, wo’s – wyt, wyt zrugg gluegt – dä Mensche eigentlich mehrheitlich – jewyyls in ihrer Zyt – guet gange isch. Mir hei alle Grund, dankbar z sy, dörfe im-ene Land z läbe, wo – au wyt, wyt zrugg gluegt – im grosse ganze sich het dörfe in Friede und Freyheit entwickle.
Mir hei alle Grund, dankbar z sy, dörfe in-ere Gsellschaft z läbe, wo – au wyt, wyt zrugg gluegt – dur Demokratie, Menscherächt und soziali Verantwortig prägt isch.

Im 2001 hei mr 500 Joor Basel by dr Eidgenosseschaft gfyyrt. Das Joor fyyre d Mediationskantön ihr 200-jöörigs Bestoh. Das si Fyyre, wo-n-e politische Akt als Weichestellig in dr Gschicht vo dene Schtaatswäse, würdige und begönge.

? Aber uf-em-ene lange Wäg, us wyter Härkunft eifach ä so-n-e urkundligi Erwähnig usepicke und so due, wie wenn dodrmit ä so-n-e Weicheschtellig erfolgt wer?
?
Rächtfertigt das ä sone Jubileum?

Die vorhär agschprocheni Dankbarkeit, s Wüsse-drum und s Mitneh vo däm Wüsse in die kommendi Zyt, bilde für my die inneri Rächtfertigung, ebe au so-n-e Jubileum feschtlig und usgiebig z begoh.

Drüberuse söll me ä so-n-e bedütends Datum und das drhinder liegendi Ereignis au nutze, um de Mensche Gschichtlichs, und vor allem d Bedütig und d Wirkig vo Gschichtlichem, wieder ämol ins Bewusstsy z hebe.

Leider gönge Sinn und Gfühl für Gschicht in

eusere schnäll-läbige Zyt,mit usserordentlig mobile Mensche, wo glaube, s längi, we-me global dänki und in der ganze Wält umme-dschetti, immer meh under.

Doch mr chönne’s dreie und wände wie mr wei: Dr Gschicht chönne mr nyt uswyche: sy würkt noche, sy holt is y, sy seit is, was möglig isch, sy git is Begränzige n-uf,sy länkt is ins Machbare, sy cha-n-is vo Dummheite abhalte und sy cha-n-is aber au Versuechts vo geschtert, wo domols nit gange isch,
als Vorbild und Aaleitig geh zu däm, wo hütte gangbar isch.

Mr chönne byschpielswys däm nit entrinne, dass die alti Handels- und Verchehrs-schtadt Basel, in dr Nöchi vo Frankrych, und erscht no reformiert, emol de Hugenotte Zueflucht gsy isch. Und dodrmit d Syyde, und d Syydeverarbeitung, und denn s Färbe, und dodrus d Chemie, eus zu eusere hüttige Pharma-Region het loh wärde.

Es isch ohni diefers Gschichtswüsse nit verschtohbar, was d Amerikaner dryybt, sich und ihri Wärt welle dr ganze Wält als userwehlts Volk ufzdränge. Und no weniger isch denn z verschtoh, wie mir Europäer eusi Wärt, eusi Kultur, eusi Läbensvorschtellige gege so-n-es Missioniere chönne abgränze, bewahre und wyterentwickle.

Mr chönne au ohni s Wüsse ums Fürschtbischtum Basel nyt verschtoh, was im Jura abgloffe isch, worum die scho vor dr Reformation mit em Stand Bärn verburgrächtete Gegende am Schluss bim Kanton Bärn verblybe sy, worum s Laufedaal sich für’s Baselbiet und nit für d Schwarzbuebe entschiede het.

Jä sogar uf dr Gmeini-Ebeni chönne mr nit würklich erfasse, worum – zum nonemol ä Byschpiel z geh – ä Siedligsentwicklig ä so isch, wie sy isch, we-mr nit wüsse, was für Ywürkige vo natürlige Grundlagevo technische Beherrschbarkeitevo politische Prozässvo reale Machtverhältnisvo wirtschaftlige Interässeaber au vo ganz persönlige Leischtigezu-m-e bschtimmte Ergäbnis gfüehrt hei.

Dr höchgachteti Basler Hischtoriker Prof. Herbert Lüthy, wo im November 2002 im
85. Läbensjoor verschtorbe isch, het emol gschrybe:

Der Architekt der Zukunft kann sein Baugerüst nicht auf gesäubertem und geglättem Terrain errichten, er muss auf dem Schutthaufen der Geschichte bauen. Wir schaffen die Geschichte und unsere eigene Geschichtlichkeit nicht aus der Welt, wenn wir das Bemühen um ihre Erkenntnis und geistige Durchdringung aus der Welt oder doch aus den eigenen Köpfen wegschaffen. Es gibt in der Tat einen Schutt der Geschichte, der die Gegenwart belastet und die Zukunft verstellt, und den wegzuräumen oder vielmehr aufzuräumen immer wieder, heute vielleicht dringender denn je, im Interesse der Menschheit, ihrer Zukunft, ja ihres Überlebens liegt. (5)

Das nochdänklige Wort muess für my im ganze freudige Feschtgscheh chönne Platz ha.

S lääbige, luute, fröhlige, farbige jä und sogar füürige Fescht het sy Ruum, het sy Ufgob, het sy Berächtigung im Hüt und Jetzt.

Drüberuse sötte mr aber öppis us so-n-ere 900-Joor-Fyyr für Eus sälber in d Zuekunft chönne mitneh und als Wunsch euserer Gemein Oberwil, eusem Kanton, eusem Land mit uf ä Wäg geh:

I dänk, äs isch das, wo dr Herbert Lüthy so chraftvoll formuliert het:

Die Zukunft wird nicht kommen, wie sie vorhersagbar kommen muss, und auch nicht als blinder Zufall, sondern wie wir sie, aus unserem Bewusstsein von geschichtlicher Bedingtheit und Freiheit, selbstverantwortlich gestalten. (5)


* * * * * * * * * * * * * *




900 Jahre Oberwil

(Hochdeutsche Fassung der Festansprache von Gemeindepräsident Rudolf Mohler; die anlässlich der Jubiläumsfeier vom 24. August 2003 in Baselbieter Mundart gehalten wurde.)



Herr Landratspräsident
Herr Regierungspräsident
Liebe Gäste aus nah und vor allem auch aus fern
Liebe Freunde aus unserer Partnergemeinde Aschau
Chèrs amis de Mettembert, soyez les bienvenus
Und zuvorderst und im Zentrum: liebe Oberwilerinnen und Oberwiler

In meinem Beitrag zur Beilage des Birsigtalboten habe ich die Frage an den Anfang gestellt:

900 Jahre alt – wieso denn gerade 900 Jahre feiern?

Gibt es darauf eine Antwort?
Mehrere Antworten?
Eine abschliessende ganz sicher nicht!



Zuerst ist es mir jedoch ein Anliegen zu danken.

Langsam kommen wir an das Ende eines grossartigen, ausserordentlichen dreitägigen Festes, das mit einem stimmungsvollen, würdig gestalteten Vorabend seinen Anfang nahm, nämlich anlässlich der Totenehrung auf unserem Friedhof am Donnerstagabend.

Ich danke allen, die zu diesem grossartigen Festanlass beigetragen haben:

Da gibt es die unzähligen Helferinnen und Helfer aus den Vereinen und von
allen andern Festbetreibern.Da sind die vielen Zivilschützer, die für das Fest gearbeitet haben.Einen ganz besonderen Einsatz haben unser Mitarbeiter vom Werkhof erbracht – für dieses Fest und für viele weitere Anlässe in diesem Jahr.Viel Hintergrundsarbeit haben verschiedene weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der übrigen Verwaltung geleistet. Ganz besonders Hugo Haller, der die Drehscheibe für das OK war.Und meine Gemeinderatskollegin Uta Brüschweiler, die Sie heute begrüsste, koordinierte die Zusammenarbeit zwischen den Jubiläumsgemeinden. Zudem stellte sie die Verbindung zwischen Behörde und OK sicher.

Damit komme ich zum OK:

Eine festerfahrende, zielorientierte und praktisch denkende Equipe hat exzellente Arbeit geleistet. Ohne diese Arbeit wäre das Fest nicht so zustande gekommen, wie wir es erleben durften.Eine ganz besondere Beachtung verdient dabei OK-Präsident Ernst Sempach. Mit klaren Vorstellungen und mit Motivationskraft hatte er das Fest konzipiert.Im gleichen Zuge ist auch sein Stellvertreter Angelo Sutter zu nennen. Aufgrund eines gesundheitlichen Problems, das der OK-Präsident selbst schon angesprochen hatte, musste Angelo Sutter ihn in einem ausserordentlichen Masse unterstützen und ihn auf einem langen Wegstück voll vertreten. Ohne lange zu fragen, hat er diese Aufgabe auf sich genommen und mit Bravour gelöst.Dankeschön Ernst, dankeschön Angelo!
Ihnen allen vom OK gilt der allerherzlichste Dank für Ihr Engagement, Ihren Einsatz und Ihre Leistungen. Der Erfolg hat Sie sicher bestätigt.


Ein solcher Anlass ginge heute nicht mehr ohne Sponsoren. Ihnen allen gilt unser Dankeschön. Sie haben Ihr Geld sicher zum richtigen Ort hingetragen.

Unsere Bürgergemeinde hatte mit dem "Feuerzauber" – der am Freitagabend im wahrsten Sinne des Wortes ein wenig zauberte – ein besonderes Geschenk vorgesehen. Leider klappte es nicht so ganz, aber ich kann Sie versichern: Es ist eigentlich nichts passiert. Wir werden in den nächsten Tagen Näheres darüber hören. Der Bürgergemeinde, die sich in diesem 900-Jahre-Jahr ganz besonders engagiert, gilt auch ein ganz besonderes Dankeschön.

Unsere Leimentaler Nachbargemeinden haben uns grossartig überrascht. Das Glückwunsch-Inserat im Birsigtalboten hat uns wirklich gefreut. Ich danke Ihnen dafür, ich danke aber vor allem für die gute nachbarliche Zusammenarbeit und für die verschiedenen Geschenke, die wir entgegennehmen durften. – Oder noch erhalten werden; wie zum Beispiel den Bottminger Baum, den wir im Herbst pflanzen werden.

Und dieser Baum wird einen Kumpanen erhalten: Ich danke der Handelskammer beider Basel, die allen fünf jubilierenden Gemeinden ebenfalls einen Baum schenkt.

Unserer Partnergemeinde Aschau und ihrem Bürgermeister Josef Geisler danke ich ganz besonders für den Besuch, die guten Wünsche und das schöne Aquarell, das so treffend wiedergibt, wie es bei unseren Partnern aussieht. Wir werden einen guten Platz finden. Bringt bitte unseren Dank mit nach Hause.

Unserem Regierungspräsidenten Erich Straumann danke ich für seine Worte zu unserem Jubiläum und vor allem für die wunderschöne Wappenscheibe. Ich denke, ich weiss, wo sie ihren Platz finden sollte.



Lieber Erich, ich kann Dich versichern: Wenn wir auch statistisch gesehen bald Stadt werden, gibt es in Oberwil eine unausgesprochene Übereinkunft – und die heisst: Wir wollen Dorf bleiben.
Darf ich darum bitten, unseren Dank auch dem Gesamtregierungsrat zu überbringen?



Wie Sie alle sicher wissen, findet das 900-Jahre-Jubiläum seinen Grund in einer Urkunde aus dem Jahre 1103. Mit dieser Urkunde tätigte Bischof Burchard von Basel Schenkungen an das Kloster St. Alban (1): eben die Gemeinden, Dörfer, Weiler oder vielleicht auch nur Einzelhöfe, die in diesem Jahr feiern. Auf Anregung von Oberwil haben die fünf Landschäftler Dalbanesen (2) Gelterkinden, Hölstein, Pratteln, Thürnen und wir Oberwiler beschlossen, das Jubiläum zwar nicht gemeinsam aber in Verbindung miteinander und in Abstimmung aufeinander zu begehen.

Aus diesem Gedanken ist die gemeinsame Festschrift entstanden. Sie betont nicht so sehr das Geschichtliche, vielmehr werden die fünf Jubilierenden in der heutigen Zeit beleuchtet, verglichen und differenziert. Ich bin persönlich an der Idee des Miteinander nicht ganz unbeteiligt, nicht ganz unschuldig. Und ich habe mir dabei immer gewünscht, dass etwas wie ein durchlaufendes Band entstehen möge.

Was Dr. René Salathé, der langjährige, frühere Rektor des Gymnasiums Oberwil, den ich heute unter uns begrüssen darf, mit seinem Werk, mit seiner Festschrift vorgelegt hat, übertraf meine kühnsten Erwartungen bei weitem. Lieber René, nach der Vernissage im Januar danke ich Dir heute im Namen aller Festgemeinden und besonders auch im Namen von Oberwil nochmals ganz, ganz herzlich.


Hinter alldem steht aber eine weitere Persönlichkeit: Unser Lokalhistoriker Josef (3) Baumann. Ohne seine Anregung, sein Aufmerksam-Machen, wäre es wohl kaum so gekommen, wie es jetzt eben mit diesen 900-Jahr-Feiern gekommen ist.

Als Hauptredaktor unserer Heimatkunde wies er uns bereits in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre auf die Jubiläumssitutation hin. Er legte uns ans Herz, man solle doch darauf achten, dass diese Jubiläen miteinander begangen werden. Obwohl (4) damals die doch etwas ungewisse Datierung der Schenkungsurkunde auf zehn Jahre früher gesetzt wurde, trieb ihn sein wissenschaftliches Gewissen, die neuesten Forschungsergebnisse kennenzulernen. Er riet uns dann, das Jubiläum auf die Zeitspanne von Ende 2000 bis 2003 zu legen. Dass heute die Auffassung herrscht, das Dokument gehöre wirklich ins Jahr 1103, bildet einen angenehmen Umstand für all jene, die als Fest-Jahr das Jahr 2003 bestimmt hatten.

Der Historiker Josef Baumann war lange Jahre Rektor der Sekundarschule in Muttenz, blieb aber im Herzen immer ein Oberwiler. Er ist einer der gründlichsten Kenner der Geschichte des Fürstbistums Basel, zu dem wir ja gehörten. Er hat für uns Oberwiler und für unsere Nachbarn im Elsass, die Neuwiller, freiwillig und uneigennützig unglaublich viel geleistet, dessen innerer Wert sich kaum vollständig ermessen lässt.

Und deshalb lässt sich wohl kaum je ein angemessener Dank abstatten. Trotzdem versuche ich es und möchte Dich, lieber Josef, kurz zu mir bitten. Als bescheidenes Zeichen eines Oberwiler Dankes für all das, was Du freiwillig für deine Heimatgemeinde geleistet hast, darf ich Dir diesen Holzdruck überreichen. Er ist im Zusammenhang mit der 900-Jahr-Feier entstanden. Ganz, ganz herzlichen Dank für alles.


Geschätzte Anwesende

Im Rahmen einer 900-Jahr-Feier gilt es aber noch einen ganz andern Dank auszusprechen.

Und dazu soll eine solche Jubiläumsfeier die Gelegenheit abgeben, einen Moment innezuhalten:

Wir haben allen Grund, dankbar zu sein für die Tatsache,in einer Gemeinschaft leben zu dürfen, die noch funktioniert.Ich denke, gerade das grossartige Fest beweist es wieder einmal.Wir haben allen Grund, dankbar zu sein, in einer Gemeinde leben zu dürfen, in der es – weit, weit zurückgeblickt – den Menschen – jeweils in ihrer Zeit – eigentlich mehrheitlich gut gegangen ist.Wir haben allen Grund, dankbar zu sein, in einem Land leben zu dürfen, das sich – auch weit, weit zurückgeblickt – im grossen ganzen in Friede und Freiheit entwickeln durfte. Wir haben allen Grund dankbar zu sein, in einer Gesellschaft leben zu dürfen, die – wiederum weit, weit zurückgeblickt – durch Demokratie, Menschenrechte und soziale Verantwortung geprägt ist.

Im 2001 feierten wir '500 Jahre Basel bei der Eidgenossenschaft'. Dieses Jahr feiern die Mediationskantone ihr 200-jähriges Bestehen. Das sind Feiern, die einen politischen Akt als Weichenstellung in der Staatsgeschichte würdigen und begehen.

Aber auf einem langen Weg, aus weiter Herkunft, einfach eine urkundliche Erwähnung herauspicken und so tun, als wäre damit eine solche Weichenstellung erfolgt?
Rechtfertigt das ein solches Jubiläum?

Die vorher angesprochene Dankbarkeit, das Wissen darum und das Mitnehmen dieses Wissens in die kommende Zeit, bilden für mich die innere Rechtfertigung, eben auch ein solches Jubiläum festlich und ausgiebig zu begehen.

Darüber hinaus sollte man ein solch bedeutendes Datum und das dahinterliegende Ereignis auch nutzen, um den Menschen Geschichtliches und vor allem die Bedeutung und die Wirkung von Geschichtlichem wieder einmal ins Bewusstsein zu heben.

Leider gehen Sinn und Gefühl für Geschichte immer mehr unter in

unserer schnell-lebigen Zeit, mit ausserordentlich mobilen Menschen,die glauben, es reiche aus, wenn man global denke und in der ganzen Welt herumjette.

Doch wir können es drehen und wenden, wie wir wollen. Der Geschichte können wir nicht entweichen:

sie wirkt nach,sie holt uns ein,sie sagt uns, was möglich ist,sie setzt uns Grenzen,sie lenkt uns ins Machbare,sie kann uns von Dummheiten abhaltenund sie kann uns Versuchtes von gestern, das damals nicht ging; als Vorbild und Anleitung zu jenem geben, das heute möglich ist.

Wir können beispielsweise der Tatsache nicht entrinnen, dass die alte Handels- und Verkehrsstadt Basel, in der Nähe zu Frankreich, und erst noch reformiert, den Hugenotten einmal Zuflucht wurde. Und damit die Seide, und die Seidenverarbeitung, und dann die Färberei, und aus dem heraus die Chemie uns zu unserer heutigen Pharma-Region werden liess.

Ohne tieferes Geschichtswissen ist es uns unverständlich, was die Amerikaner treibt, sich und ihre Werte der ganzen Welt als auserwähltes Volk aufdrängen zu wollen. Und noch weniger können wir verstehen, wie wir Europäer unsere Werte, unsere Kultur, unsere Lebensvorstellungen gegen solches Missionieren abgrenzen, bewahren und weiterentwickeln können.

Ohne das Wissen um das Fürstbistum Basel können wir nicht verstehen, was im Jura abgelaufen ist; warum jene Gegenden, die bereits vor der Reformation mit dem Stand Bern Burgrechtsverträge geschlossen hatten, am Ende beim Kanton Bern verblieben sind; warum das Laufental sich für den Wechsel zum Baselbiet und nicht für die Schwarzbuben entschieden hat.

Um ein weiteres Beispiel zu geben: Sogar auf Gemeinde-Ebene können wir nicht wirklich erfassen, warum eine Siedlungsentwicklung in einer bestimmten Weise verlaufen ist, wenn wir nicht wissen, was für Einwirkungen

von natürlichen Grundlagen,von technischen Beherrschbarkeiten,von politischen Prozessen,von realen Machtverhältnissen,von wirtschaftlichen Interessen,aber auch von ganz persönlichen Leistungen zu einem bestimmten Ergebnis geführt haben.

Der hochgeachtete Basler Historiker Prof. Herbert Lüthy, der im November 2002 im
85. Altersjahr verstorben ist, hat einmal geschrieben:

Der Architekt der Zukunft kann sein Baugerüst nicht auf gesäubertem und geglättem Terrain errichten, er muss auf dem Schutthaufen der Geschichte bauen. Wir schaffen die Geschichte und unsere eigene Geschichtlichkeit nicht aus der Welt, wenn wir das Bemühen um ihre Erkenntnis und geistige Durchdringung aus der Welt oder doch aus den eigenen Köpfen wegschaffen. Es gibt in der Tat einen Schutt der Geschichte, der die Gegenwart belastet und die Zukunft verstellt, und den wegzuräumen oder vielmehr aufzuräumen immer wieder, heute vielleicht dringender denn je, im Interesse der Menschheit, ihrer Zukunft, ja ihres Überlebens liegt. (5)

Für mich muss dieses nachdenkliche Wort im ganzen freudigen Festgeschehen seinen Platz finden können.

Das lebendige, laute, fröhliche, farbige, ja sogar feurige Fest hat seinen Raum, hat seine Aufgabe, hat seine Berechtigung im Jetzt und Heute.

Darüberhinaus sollten wir aber aus einer 900-Jahr-Feier für uns selbst etwas in die Zukunft mitnehmen und als Wunsch unserer Gemeinde Oberwil, unserem Kanton und unserem Land mit auf den Weg geben können.

Ich denke, es ist das, was Herbert Lüthy so kraftvoll formuliert hat:

Die Zukunft wird nicht kommen, wie sie vorhersagbar kommen muss, und auch nicht als blinder Zufall, sondern wie wir sie, aus unserem Bewusstsein von geschichtlicher Bedingtheit und Freiheit, selbstverantwortlich gestalten. (5)



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(1) Kloster St. Alban zu Basel
(2) Dalbanesen = Stadtbasler Mundartausdruck für die Bewohner des St.-Alban-Quartiers

(3) Josef, franz. ausgesprochen "Schosef"
(4)
JB (geb. 1919) war es schon in den 80er ein grosser Wunsch, die 900-Jahr-Feiern bei guter Gesundheit mitzuerleben, weshalb er sich anfänglich für die ältere Datierung aussprach.
(5) Herbert Lüthy, "Wozu Geschichte?", Verlags AG "Die Arche" Zürich, 1969